Deutschland hat zwischen den Meeren im Norden bis zu den Alpen im Süden landschaftlich unendlich viel zu bieten, auch kulinarisch. Schnell kommen uns die vielen Spezialitäten der regionalen Küchen in den Sinn. Und auch tief unter der schönen deutschen Landschaft wartet eine große geschmackliche Vielfalt auf ihre Entdeckung. Gemeint ist das Wasser, genauer gesagt, das Mineralwasser. Deutschland besitzt weltweit die größte Anzahl an Mineralwasserquellen (840 Quellen) und mit rund 200 Mineralbrunnen ebenfalls die meisten Mineralbrunnenbetriebe!
Warum sollte also bei der Auswahl der im Handel und nicht zuletzt in der Gastronomie angebotenen Mineralwässer nicht eine ähnliche Sorgfalt angewandt werden, wie es bei der Weinkarte gang und gäbe ist?
So unterschiedlich wie die Landschaft ist das Mineralwasser
Wer einige Mineralwässer aus verschiedenen Gegenden Deutschlands vergleichend probiert, wird schnell feststellen, wie groß die Unterschiede sein können. Kein Mineralwasser gleicht dem anderen und
es erstaunt immer wieder, wie variantenreich der Geschmack der über 500 Sorten Mineral- und 35 Sorten Heilwässer ausgeprägt ist. Dabei deuten die allgemein so verbreiteten Unterscheidungen von
stillem Wasser zu Sorten mit wenig oder viel Kohlensäure auf einen nur winzigen Hinweis möglicher Ausprägungen hin.
Ein kurzer Blick auf die Region, in der sich eine Mineralquelle befindet, schafft bereits einen kleinen Anhaltspunkt, wie das Wasser an seinen individuellen Geschmack kommt.
Stammt ein Mineralwasser aus der norddeutschen Tiefebene, ist es oftmals mineralstoffarm und weist einen höheren Sulfat Anteil auf. Ein Mineralwasser aus dem Nordosten des Landes, wie beispielsweise aus dem Urstromtal im südlichen Brandenburg, ist meist angenehm herb. Das lange Sickern durch Lockerstein führt zu einer starken Mineralisierung. Im Westen Deutschlands, vornehmlich in der Eifel, wo das Wasser von vulkanischem Gestein und viel Schiefer geprägt ist, wirkt es hingegen eher weich und mild. Sein hoher Anteil an Hydrogencarbonat ist gesund. Aus den Schotterebenen des Südens bringt das Wasser einen überwiegend gleichmäßigen, angenehm schmeckenden Mineralstoffmix mit.
Die Bodenbeschaffenheit der einzelnen Regionen macht den individuellen Mineralstoffmix, den Anteil der Spurenelemente und damit ganz entscheidend den Geschmack eines Mineralwassers aus. Was wir also oberirdisch als landschaftliche Vielfalt wahrnehmen, setzt sich tief unter der Erde mit unterschiedlichsten Gesteinsschichten fort.
Kein Ort gleicht einem anderen, somit gleicht auch kein Wasser einem anderen
Das Mineralwasser nimmt in den Jahren seiner Entstehung die im Gestein enthaltenen Mineralstoffe auf und gewinnt so seine ganz eigene Zusammensetzung. Kalkhaltiges Gestein sorgt für den
Calciumanteil und damit für einen eher trockenen Geschmack. Die Ablagerungen der Urmeere fördern mit Natrium und Chlorid einen eher salzigen Geschmack und vulkanisches Gestein reichert das Wasser
besonders stark mit Kohlensäure an. Wo Gipseinlagerungen zu finden sind, erzeugt der dadurch gesteigerte Sulfat Anteil des Mineralwassers einen süßlichen bis leicht bitteren Geschmack.
Nun darf man nicht unbedingt davon ausgehen, dass zwei Wassersorten einer Region allein aufgrund der dort vorherrschenden Gesteinsschicht identische Zusammensetzungen aufweisen. Oft genügt nur ein kleiner Abstand der Quellen voneinander, um einen geschmacklich entscheidenden Unterschied im Mineralmix zu bewirken.
Auf zur Mineralwasserverkostung
Wie Sie sehen, ist die Vielfalt unendlich. Machen Sie doch mal eine Mineralwasserverkostung, um das eigene Lieblingswasser, oder auch das zu einer bestimmten Gelegenheit, zu einem besonderen
Essen oder Wein passende, zu finden. Die zu Beginn formulierte Frage, die die Auswahl der angebotenen Wassersorten mit der Zusammenstellung der Weinkarte verglich, kann mit einem klaren Ja
beantwortet werden. Nicht zuletzt als Kompetenzbeweis werden die Gäste eines Restaurants das Mehr an Auswahl jenseits der Nachfrage „still oder mit Kohlensäure“ gerne honorieren.
Eine fachmännische Beratung gibt es vielerorts durch einen Wassersommelier.
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